Humboldt Explorers goes International – ein Kurzbericht zu einem Forschungsprojekt zur Lärm- und Feinstaubbelastung an einer Schule in Chiang Mai, Thailand
Auslandsbericht zum Praktikum an der Christlichen Deutschen Schule Chiang Mai, Thailand von Passlida Saila
Bildquelle: Facebookseite der CDSC
Praxissemester im Masterstudium
Im Rahmen meines Masterstudiums absolvierte ich vom 1. September 2024 zum 31. Januar 2025 mein Praxissemester an der Christlichen Deutschen Schule Chiang Mai (CDSC) in Thailand.
Zu meinen Aufgaben zählten die Planung und Durchführung eigener Unterrichtseinheiten, Hospitationen in verschiedenen Fächern sowie die Umsetzung eines Lernforschungsprojekts (LFP). Meine bisherigen Erfahrungen im Projekt Humboldt-Explorers, sowohl in der Konzeption und Erstellung von Lerneinheiten als auch in den Durchführungen dieser an unterschiedlichen Berliner Schulen, halfen mir erheblich bei der Vorbereitung und Umsetzung meines Unterrichts. Darüber hinaus ermöglichten sie mir, ausgewählte Lerneinheiten des Projekts an einer Auslandsschule im Rahmen eines Pilotenversuchs erproben.
Neben den universitären Vorgaben nahm ich aktiv am schulischen Leben teil: Ich besuchte Dienstbesprechungen und Schulkonferenzen, begleitete Wandertage und Schulveranstaltungen und engagierte mich gemeinsam mit Volontärinnen in der Leitung von Sport-AGs.
Christliche Deutsche Schule Chiang Mai (CDSC)
Die CDSC ist eine anerkannte deutsche Auslandsschule, die Bildung vom Kindergarten bis zum Abitur anbietet. Im Schuljahr 2024/25 besuchten 69 Kinder den Kindergarten und 221 Schüler:innen die Schule. In jeder Jahrgangsstufe gibt es nur eine Klasse, was zu einer familiären Atmosphäre führt und enge Beziehungen zwischen Lehrkräften und Lernenden ermöglicht. Das Schulgelände ist in Abbildung 1 in einer Satellitenansicht dargestellt.
Abbildung 1: Schulgelände
Bildquelle: Googlemaps
Zwischen den Gebäuden A und B befindet sich ein Klettergerüst, das während der Mittagspause häufig von Grundschüler:innen und auch während der Unterrichtszeiten von Kindergartenkindern genutzt wird.
Besonders lebendig geht es in den Hofpausen und während der versetzten Mittagspausen zu, sei es am Klettergerüst, auf dem Sportplatz oder auf den Skateboards vor der Aula.
Diese offenen Pausenzeiten sorgen zwar für Bewegung und Ausgleich, führen aber auch zu einem hohen Geräuschpegel, der den Unterricht, insbesondere in den benachbarten Räumen, durchaus beeinträchtigen kann.
Ein weiteres prägendes Thema an der CDSC ist die Luftqualität in Chiang Mai. Während der sogenannten „Burning Season“ von Februar bis April ist die Luftverschmutzung teils gesundheitsgefährdend hoch. Die Stadt liegt in einem Talkessel, wodurch die Schadstoffe, etwa aus der landwirtschaftlichen Brandrodung oder dem Verkehr, nicht abziehen können. So wurde die Stadt Chiang Mai beispielsweise am 29. März 2025 erneut zur Stadt mit der weltweit höchsten Luftbelastung erklärt (siehe The Nation, letzter Zugriff: 30. Juni 2025).
Um die Gesundheit der Schüler:innen zu schützen, hat die CDSC drei Luftsensoren auf dem Schulgelände installiert: einen am Gebäude B und zwei in der Aula – einen im Erdgeschoss und einen im oberen Stockwerk. Diese messen alle fünf Minuten die Luftqualität. Der aktuelle Durchschnittswert des Luftqualitätsindexs (LQI, engl. Air Quality Index – AQI) aller drei Sensoren wird auf einem Bildschirm im Aula angezeigt. Dieser kann auch online abgerufen werden (siehe aktueller LQI der CDSC).
Auch der Verlauf der Messungen kann auf einer separaten Webseite einsehbar. Ein Screenshot dieser Seite vom 23. Juli 2025 um 14 Uhr ist in Abbildung 2 dargestellt.
Der sogenannte Luftqualitätsindex (LQI) zeigt, wie stark die Luft verschmutzt ist. Dabei werden nicht nur Feinstaub (PM10 und PM2,5), sondern auch Gase wie Kohlenmonoxid, Schwefeldioxid, Stickstoffdioxid und Ozon berücksichtigt.
Abbildung 2: LQI und PM2.5 der CDSC
Quelle: Verlauf der LQI der CDSC
Projekt Humboldt-Explorers
Lärm und Luftqualität sind Themen, die den Alltag der Schüler:innen an der CDSC unmittelbar beeinflussen.
Genau hier knüpften mein Lernforschungsprojekt (LFP) und meine Masterarbeit im Rahmen des Projekts Humboldt-Explorers an.
Geräuschpegel
Im Rahmen meines LFP führte ich an der CDSC eine digitale Lerneinheit zum Thema Geräuschpegel durch, die im Projekt Humboldt-Explorers bereits entwickelt und an vielen verschiedenen Berliner Schulen durchgeführt wurde. Die Einheit wurde an der CDSC in den Klassenstufen 5 bis 7 durchgeführt und hatte das Ziel, den Schüler:innen ein Bewusstsein für Schallquellen im Schulalltag zu vermitteln. Dabei stand neben den physikalischen und akustischen Fachbegriffen, vor allem die Frage im Fokus, wie jede:r Einzelne zur Verbesserung der akustischen Lernumgebung beitragen kann.
Die Durchführung erfolgte mithilfe von Tablets, auf denen die Schüler:innen interaktive Inhalte wie Videos, Quizaufgaben und Schallpegelmessungen bearbeiteten. Trotz kleiner technischer und sprachlicher Herausforderungen, wie etwa instabilem WLAN oder Verständnisschwierigkeiten bei nicht deutschsprachigen Schüler:innen, zeigten sich die Lernenden motiviert und interessiert. Besonders spannend war für viele die praktische Messung der Lautstärke auf dem Schulhof mit einer App und die anschließende Auswertung. Wie in den Abbildungen 3 bis 7 zu sehen ist, kann eine solche Messung auf dem Schulgelände konkret aussehen. *Die bildlich dargestellten Messungen wurden am Wochenende aufgenommen, um keine Personen im Bild zu zeigen.*
Abbildung 3: Einfahrt zur Schule
Abbildung 4: Eingang
Abbildung 5: Flur im Gebäude B
Abbildung 6: Schulhof vor der Mensa
Abbildung 7: Aula
Insgesamt wurde die Lerneinheit von den Schüler:innen als ansprechend erlebt. Zwar wurde der Aufwand eher gering eingeschätzt, das Interesse am Thema war jedoch hoch. Für zukünftige Einsätze könnten die Inhalte noch stärker differenziert und sprachlich angepasst werden, zum Beispiel durch englische Untertitel oder zweisprachige Arbeitsaufträge, um allen Schüler:innen einen besseren Zugang zu ermöglichen.
Feinstaub
Im Rahmen meiner Masterarbeit entwickelte ich den ersten Teil einer neuen digitalen Lerneinheit zum Thema Feinstaub, die derzeit im Projekt Humboldt-Explorers entsteht. Ziel war es, nicht nur fachliches Wissen über Feinstaub und dessen Auswirkungen zu vermitteln, sondern auch die intrinsische Motivation der Schüler:innen durch Diversitätsdarstellungen gezielt zu fördern. Die Lerneinheit bestand aus einem Erklärvideo und interaktiven Quizaufgaben und wurde in den Klassenstufen 9 bis 12 an der CDSC erprobt. Abbildung 8 zeigt beispielhaft eine Quizaufgabe aus der jeweiligen Lerneinheit und veranschaulicht, wie diese aufgebaut war.
Abbildung 8: Eine Quizaufgabe, links ”mit”und rechts ”ohne” Diversitätsdarstellung
Ein besonderes Anliegen war mir dabei die Verknüpfung von Umweltbildung und Vielfalt. Die Lernumgebung zeigt Menschen mit unterschiedlichen Hintergründen wie Herkunft, Religionen, körperlichen Einschränkungen, Alter und sexuellen Orientierungen, um ein inklusives, wertschätzendes Lernumfeld zu schaffen. Gerade an einer internationalen Schule wie der CDSC, wo Schüler:innen mit verschiedensten kulturellen Prägungen aufeinandertreffen und auch Erfahrungen mit Ausgrenzung vorkommen kann, war es mir wichtig, nicht nur Wissen, sondern auch Haltung zu vermitteln.
Durch die inhaltliche Auseinandersetzung mit einem für die Region besonders relevanten Thema und die repräsentative, lebensnahe Gestaltung sollte die Lernumgebung das Interesse der Schüler:innen wecken. Gleichzeitig sollte die bewusste Darstellung von Vielfalt dazu beitragen, die persönliche Relevanz des Themas zu erhöhen und ein wertschätzendes Lernumfeld zu fördern.
Reflexion
Das Praxissemester an der CDSC war für mich eine bereichernde Erfahrung, fachlich wie persönlich. Der Unterricht in einer internationalen Schulgemeinschaft mit kleinen Lerngruppen ermöglichte mir, intensiv pädagogisch zu arbeiten und flexibel auf unterschiedliche Lernvoraussetzungen einzugehen. Die kulturelle Vielfalt der Schüler:innen und die offene Zusammenarbeit im Kollegium erweiterten meinen Blick auf Schule und Unterricht.
Besonders eindrucksvoll war das starke Gemeinschaftsgefühl an der Schule: Ob bei Festen, sportlichen Aktivitäten oder beim Umgang mit Krisensituationen wie den Fluten, das Miteinander war stets spürbar. Diese Atmosphäre sowie die Unterstützung durch die Lehrkräfte haben mein Verständnis vom Lehrerberuf im internationalen Kontext nachhaltig geprägt.
Die Durchführung meines Lernforschungsprojekts und die Erprobung der Feinstaub-Lerneinheit im Rahmen meiner Masterarbeit boten mir weitere Chancen, digitale Unterrichtsmaterialien praxisnah einzusetzen und konstruktives Feedback zu erhalten. Dabei lernte ich, mit Herausforderungen wie technischen Schwierigkeiten, sprachlichen Barrieren und begrenzter Zeit souverän umzugehen.
Die Erfahrungen aus meinem intensiven Praxissemester nehme ich mit großer Dankbarkeit mit. Sie haben nicht nur meine pädagogische, sondern auch meine persönliche Entwicklung nachhaltig geprägt.